Texte und Fotos von Uwe Lüdeker
Vorgeschichte der Brunnengrabungen auf Schloss Nienover
Kathrin Steffen und Michael Gebauer (beide ArGeKHe.V.) hielten sich im Sommer 2000 im Rahmen einer Grundschulklassenfahrt auf Schloss Nienover auf. Zur gleichen Zeit war eine Archäologie Studentengruppe aus Göttingen unter Leitung von Thomas Küntzel mit Grabungen in der ehemaligen Wüstung Nienover beschäftigt. Als sie herausfanden, dass Kathrin und Michael Höhlenforscher waren, fragten sie, ob es möglich wäre, in den stillgelegten Schlossbrunnen abzuseilen und ihn zu vermessen. Der Brunnen sowie die Ausführung der Mauerungen und alten Balkenwiderlager in den Wänden sollten fotografiert werden, sowie Proben von der Verfüllung am Brunnengrund geborgen werden.
Nach Rücksprache mit Andreas Hartwig (ArGeKH e.V.) stellte sich heraus, dass der Brunnen von der ArGeKH e.V. schon im April des Jahres 1990 untersucht wurde, die wirkliche „Entdeckung“ aber schon in den Anfang der 60er Jahre fällt. Damals bemerkten Dachdecker, die im Schloss arbeiten, an der Innenmauer eines Stallraumes einen sonderbaren Luftzug. Neugierig geworden entfernten sie einige Steine, zwängten sich in die Öffnung und schauten in ein tiefes schwarzes Loch. Als sie eine Kerze hineinhielten stellten sie fest, dass sie den ehemaligen Schlossbrunnen wieder entdeckt hatten. Ein mutiger Dachdecker ließ sich an einem Seil in den fast 30 Meter tiefen Brunnen hinab. Im oberen Bereich blickte er unter das Deckengewölbe, mit dem der Brunnen verschlossen wurde. Er hat hier einen Durchmesser von ca. 3.80 m und war unter der ehemaligen Schlossküche verborgen. Die oberen ca.7 Meter sind mit Sandsteinen rund ausgemauert. Ab hier wurde der Brunnen fast quadratisch in den Sandstein-Fels getrieben. Unten angekommen hat der Brunnen immer noch beachtliche 2.40 m Durchmesser. Nach Abschluss der Erkundung wurde der Brunnen wieder verschlossen und geriet erneut in Vergessenheit.
Als die Uni Göttingen das Schloss 1979 kaufte und später umfangreiche Umbauten plante, wurde von der ehemaligen Schlossküche aus erneut ein Durchbruch in den Brunnen erstellt. Im Jahr 1990 kam es zufällig zu einem Kontakt zu Höhlenforschern. Die „Arbeitsgemeinschaft für Karstkunde Niedersachsen e.V.“ untersuchte daraufhin die Bewetterung im Brunnen, seilte erstmals in den Brunnen ab und dokumentierte die „Befahrung“ in einem Videofilm. Der Brunnenzustieg wurde mit einem Gitter versehen und hatte für weitere 10 Jahre seine Ruhe.
Bild 1: Langzeitaufnahme in den Brunnen
Befahrung des Brunnens auf Schloss Nienover am 30.8.2000
Teilnehmer: Kathrin Steffen, Uwe Lüdeker, Dr.Michael Gebauer ( Pädagoge-Uni Hildesheim), Thomas Küntzel ( Archäologe-Uni Göttingen), Prof. Dr. Stephan ( Archäologe- Uni Göttingen )
Wir trafen uns mit den Archäologen um 17.00 Uhr im Schloss. Wir bauten ein Seil ein und ließen eine Kerze an einem Faden in den Brunnen. Da sie problemlos brannte, fuhr Kathrin ein. Sie führte ein Bandmaß und ermittelte folgende Daten (Die Messungen erfolgten jeweils von der Oberkante der gemauerten, rezenten Brüstung aus) :
– 3 Löcher für große Balken: 3,70 m tief
– 2 kleine Balken: 4,70 m tief
– Beginn vom Fels: 6,90 m tief
– Sohle des Brunnens: 28,90 m tief
Querschnittsfläche unten: 2,25 x 2,25 m
Beim Abseilen beantwortete Kathrin erste Fragen der Archäologen. Der obere Teil des Brunnens ist gemauert und geht dann nach 6.90 m in den Sandstein – Fels über. Das Deckengewölbe ist vermutlich später aufgesetzt und hatte den Brunnen zeitweise völlig verschlossen. Später wurde dann die heutige Öffnung und das Deckengewölbe gebrochen.
Ich folgte und fotografierte Details der Mauerung, mehrerer alter Balkenwiderlager in der Mauer, des Deckengewölbes sowie des Übergangs der Mauerung zum Sandstein. Es folgte Michael mit Eimer und Grabungskellen. Wir sammelten Scherben und Holzreste ein und gruben an zwei Stellen am Rand der Verfüllung ca. 80 cm tief hinunter. An der Beschaffenheit der Füllung änderte sich nichts. An beiden Stellen weitete sich der Schacht sogar. Beim Hochziehen der Eimer lösten sich mehrere kleine Steinchen von der Felswand. Diesen „Geschossen“ ist man unten schutzlos ausgeliefert! Auffällig waren zahlreiche Rußspuren an den Wänden. Der Schacht wurde vermutlich, wie auch im mittelalterlichen Bergbau, durch Brandsetzen in den Sandstein vorangetrieben. An einigen Stellen trat etwas Feuchtigkeit aus dem Fels und es war ein leichter Luftzug zu spüren. Wir fuhren wieder aus.
Oben angekommen war das Alter der Scherben schon auf 1780 bis 1820 bestimmt. Die Archäologen fanden die ersten Ergebnisse sehr interessant und organisierten inzwischen für das Wochenende 16.–18. 2. 2001 eine größer angelegte Grabung, gemeinsam mit Archäologen, die sich um den Abtransport und die Untersuchung des „Abraumes“ kümmern.
Bis dann soll ein Unterstand gegen mögliche herabfallende Steine in den Schacht gebaut werden, sowie mit einem Gebläse zusätzliche Frischluft an den Brunnengrund geleitet werden.
Hier einige Fotos von der „ersten“ Befahrung:
Bild 2: Hier ein erstes Foto von der Befahrung
Bild 3: Nachdem wir feststellten, dass eine hinuntergelassene Kerze problemlos brannte, seilte sich Kathrin als erste ab.
Bild 4: Blick unter das Deckengewölbe. Zeitweise war der Brunnen damit völlig verschlossen.
Bild 5: Blick unter das Gewölbe.
Bild 6: Die drei großen Balkenwiderlager unterhalb des Gewölbes bei 26.1m (3.70 m) an der Südseite.
Bild 7: Die Balkenwiderlager an der Nordseite.
Bild 8: Übergang in Richtung Westen.
Bild 9: Übergang in Richtung Norden.
Bild 10: Blick von unten auf den Übergang vom Fels zur Mauerung bei 21.8m (6.90 m).
Bild 11: Blick von der Sohle des Brunnens nach oben.
Bild 12: Kathrin seilt mit einem Eimer voll Abraum wieder auf.
Bild 13: Bei ca. 2 m Rußspuren durch Brandsetzen?
Bild 14: Verfüllung am Grund des Brunnens.
Bild 15: Zeichnung des Brunnens nach Thomas Küntzel
Januar und Februar 2001
Teilnehmer ArGeKH: Siegfried Wielert, Andreas und Marius Knaust-Hartwig, Michaele, Michael, Jannes und Lennart Gebauer, Anke Schulmeister, Kathrin Steffen und Uwe Lüdeker.
Teilnehmer Archäologen: Dr. Stephan, Thomas Küntzel, Robert Brosch und weitere Archäologiestudenten.
Wir trafen uns an zwei Wochenenden auf dem Schloss, um die Schutzbühne im Brunnen einzubauen, um die Belüftungsschläuche in den Brunnen zu führen und um ein geeignetes System zu entwickeln, die Tonnen sicher aus dem Brunnen zu bekommen.
Bild 16: Wir haben ca. 2 Meter über der damaligen Brunnensohle aus Kanthölzern eine Bühne gegen möglichen Steinschlag eingebaut. Die Bühne ist 1m x 2m groß und sichert die halbe Brunnengrundfläche.
Danach ließen wir 30 Meter Saugschlauch bis zum Grunde des Brunnens ab und installierten oben einen Industriestaubsauger, mit dem verbrauchte Luft aus dem Brunnen gesaugt werden konnte.
Bild 18: Auf dem Bild ist der seitliche Zustieg in den Brunnen zu sehen.
Der Brunnen selber befindet sich unter dem Fußboden. Beim Hochziehen des Materials kommt es meistens zu Wandkontakt und oben muss es über die Brüstung gehoben werden. Herr Kulp, der Tischler des Schlosses, baute einen Balken mit einer Schiene über dem Brunnen ein. In der Schiene lief ein Rollapparat, an dem wir mit einer Schraublasche eine Umlenkrolle befestigten. Über die Rolle (mit einer Rücklaufsicherung) konnten zwei Helfer die Tonnen die 30 Meter aus dem Brunnen ziehen und oben an der Schiene über die Brüstung ziehen.
Bild 19: Wir benutzten verschraubbare „Curver“-Tonnen, die in einem speziell angefertigten Gestell aus Alu-Flachband steckten, damit das Material oder die Tonnen nicht herauskippen können.
Bild 20: Im feudalen Ambiente des Kaminzimmers und Esssaales hielt Dr. Stephan einen Vortrag über die Geschichte des Schlosses. Thomas Küntzel berichtete über die Bedeutung des Brunnens und die bisherigen Untersuchungsergebnisse. Wir planten dann noch das Vorgehen für den kommenden Grabungstag und gingen anschließend zum Wein über.
Frühjahr und Sommer 2001
Weitere Teilnehmer der ArGeKH: Marita Wielert, Ingo Dorsten, Holger Thies, Michael Vohs, Helmar Spier, Uschi Eikemeyer
Weitere Teilnehmer der Archäologen: Julian Wiethold
Am ersten Grabungswochenende wählten wir ein Viertel der Brunnengrundfläche unter der Schutzbühne aus und begannen, die Verfüllung Schicht für Schicht abzutragen und in die Tonnen zu füllen. Oben angekommen wurde das Material in Schubkarren geschüttet und gründlich von den Archäologen durchsucht. Die Fundstücke wurden gewaschen und nach Fundschichten geordnet zum Trocknen ausgebreitet. Schichtweise arbeiteten zwei im Brunnen und zwei zogen die Tonnen hoch. An diesem Wochenende konnten wir bis in 1 Meter Tiefe ca. 1 cbm Erde nach oben befördern.
Ab diesem Zeitpunkt unterwiesen wir parallel zur Grabung laufend Archäologen in der SRT-Einseiltechnik, sodass meist ein Höfo mit einem Archäologen im Brunnen arbeiten konnte.
Es wurden große Mengen von Scherben und Knochen aus dem Ende des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts geborgen: „Die Fundstücke sind insgesamt überraschend einfach; Porzellanteile, etwa der Deckel einer Kaffeekanne oder ein Bruchstück mit handgemaltem „Zwiebelmuster“ bleiben die Ausnahme. Es überwiegen Glasscherben von Waldglasflaschen – wohl meist Weinflaschen – und einheimische Irdenware aus Fredelsloh, dem Reinhardswald und aus Großalmerode, wie ein Spruchteller mit der Jahreszahl „1826“, ein Pfannkuchenteller und Tonpfeifen. Eine der Pfeifen zeigte einen Schlüssel, das Wappen der Stadt Bremen, über die besonders guter Tabak eingeführt wurde. Eine fast vollständig erhaltene originale Seltersflasche erinnert an den frühen Export von Mineralwasser, das schon im späten 17. Jahrhundert durch ganz Europa verhandelt wurde. Aus ganz England wurde Steingut und Steinzeug eingeführt. Milchschüsseln und Vorratsgefäße weisen auf die alltägliche Küchenarbeit hin.“ ( Zitat aus dem Pressetext von Thomas Küntzel vom 28.2.2001). Als Besonderheiten wären noch zwei Knöpfe und eine stark korrodierte Münze zu gefunden.
Abends gab es Vorträge von Dr. Stephan und Thomas Küntzel über die Grabungen in der Stadtwüstung Nienover. Julian Wiethold berichtete über sein Spezialgebiet: Untersuchungen von erhaltengebliebenen Getreidekörnern, Obstkernen, Pollen oder Holzresten alter Fundstädten. Besonders ergiebig sind Untersuchungen von Latrinen. Aber auch im Brunnen gibt es wegen des feuchten Brunnenmilieus gute Erhaltungsbedingungen.
Nebenher wurde der Brunnen mit einfachen Hilfsmitteln (Maßband und Kompass) grob vermessen, d.h. es wurden die Teufe bis zur Oberfläche des zu ergrabenden Inhaltes, die Teufe bis zum Übergang der ovalen Mauerung in den quadratischen, im anstehenden Buntsandstein, bergmännisch abgeteuften Querschnittes sowie die Maße und Richtungen dieser Teile, auch des 1. Grabungsviertels ermittelt und zeichnerisch festgehalten. Um eine konkrete Vergleichsmöglichkeit mir dem vorgelagerten Tal zu haben und damit die mögliche Endteufe besser abschätzen zu können wurde später ein genauer Höhnenanschluss eingemessen. Marita und Siegfried haben zunächst von einem HP in der Nähe des Schlosses bis an die Brüstung des Brunnens die Höhe genau bestimmt. Von dort haben wir einen Messpunkt im Brunnen gesetzt und eingemessen.
Hier die nivellierten Höhendaten (alle Höhen in m ü NN, bestimmt auf der Grundlage des vom Katasteramt Northeim 1997 für die Grabung in der Wüstung bestimmten Polygonpunktes (PP) 1002 = 212,02 m,
PP 159 = 211,28 m, liegt am Weg in Kurve vor dem Schlosstor;
PP 158 = 211,46 m, liegt im Burghof;
Höhenfestpunkt im Brunnenraum = 211,76 m (OK Kunststoffmarke);
OK (Oberkante) Brunnenbrüstung = 211,5 m;
Höhenfestpunkt unten im Brunnen = 183,57 m (OK Kunststoffmarke);
Übergang Trockenmauer/Anstehendes = 204,3 m;
OK Verfüllung im Brunnen = 182,6 m;
Tiefstes der Grabung im Brunnen = 180,4 m.
Hier einige Fotos vom Wochenende:
Bild 21: Thomas Künzel seilt in den Brunnen ein
Bild 22: Serge Reich steigt aus dem Brunnen auf
Bild 23: Die gewaschenen Funde des Wochenendes
Bild 24: In der „Sollinger Allgemeinen“ erschien am 21.2.2001 ein Artikel über die Ausgrabungen.
Winter 2001/2002
Weitere Teilnehmer der ArGeKH: Birgit Wachkamp, Jörg Strahlendorf, Michael Meyer, Arne Barhke und Anna, Stefan Meyer und Regina
Weitere Teilnehmer der Archäologen: Lothar Türck, Serge Reich, Söhnke
Die Archäologen konnten einen Sponsor gewinnen, der die Ausgrabungen finanziell unterstützt. Es konnte deshalb eine Seilwinde und ein eigener Industriestaubsauger (zum Abpumpen der verbrauchten Luft im Brunnen) sowie Seile und SRT Ausrüstungen angeschafft werden. Das mühsame Hochziehen der Eimer gehört der Vergangenheit an!
Die Winde funktioniert folgendermaßen: das eine Ende eines 50 m langen Stahlseiles wird von unten in die Winde eingeführt. Das Seil läuft durch die Winde, kommt daneben wieder heraus und hängt als freies Ende in den Brunnen. Am anderen Seilende wird der Käfig für die Eimer eingehängt. Die Winde zieht bis zu 100 kg und schafft 17Meter in einer Minute. Die Eimer können jetzt also in zwei Minuten bequem hochgezogen werden. Die relativ geringe Geschwindigkeit erwies sich als optimal, da die Eimer an der Brunnenwange scheuern.
Bild 25: Eine Person kann bequem auf dem Rost unterhalb des Einstieges sitzen und die Winde mit der Fernbedienung ( linkes Bild: gelb) beobachten und steuern.
Bild 26: Anschließend seilte Jörg in den Brunnen ein und beraumte die Wangen erneut von losen Steinen und Erde. Wir machten einige Fotos vom Brunnen:
Es arbeiteten immer zwei Leute unten im Brunnen, die die auffälligen Fundstücke gleich in Tüten packten und den Rest in die Tonnen füllten. Einer bediente die Winde, einer zog die gesicherte Tonne über die Brunnenbrüstung und schüttete den Eimer in die Schubkarre. Es wurden mindestens zwei Leute gebraucht, die das Erdreich gründlich nach weitern Fundstücken durchkellten. Später waren noch diverse Archäologen mit dem Waschen und Sortieren der Fundstücke beschäftigt. Nachdem wir noch eine dritte Tonne beschafft hatten, zog die Winde nahezu ununterbrochen Eimer aus dem Brunnen.
Bis Sonntagmittag konnte der halbe Brunnenquerschnitt bis in 1,5 m Tiefe abgetragen werden.
Die Fundstücke entsprachen erwartungsgemäß dem selben Zeitraum wie die bisherigen und konnten vorläufig um 1800 datiert werden. Es waren hauptsächlich Bruchstücke von Steingut, Keramik, Glas, Knochen, Eisenteile und ein Knopf. Besonderheiten waren zwei heile, noch verkorkte und teilweise gefüllte Fläschchen und ein kleiner, intakter Tikturtopf aus Steingut.
Bild 27: Lothar Türck begutachtet die Funde
Bild 28: Glasflaschen
Bild 29: auch viele Tierknochen blieben erhalten
Sommer 2002/2003
Weitere Archäologen: Christian Erdmann, ABM-Kräfte der Archäologen und viele Archäologie Studenten
An sechs Wochenenden wurde gegraben. Die Technik konnte so verbessert werden, dass die Winde pausenlos auf- und abfährt. Manchmal schaltet sie sich aber bei Überhitzung ab. Da zum Durchkellen zusätzlich ABM Kräfte zur Verfügung standen, konnten wir mehr fördern als direkt bearbeitet werden konnte.
Bild 30: ständig wurden neue Archäologen vpon Höfos in die SRT Technik eingewiesen
Bild 31: Dr. Stephan auf der Grabung
Nachdem die nördliche Hälfte der Verfüllung bis auf ca. 1,5m Tiefe herausbefördert war, trugen wir auf der Südseite alles bis auf oberste erkennbare stratigraphische Schicht ab. Ab jetzt versuchten wir die Schichten der Reihe nach abzutragen, um die Fundstücke genau den Fundschichten zuordnen zu können. Wir mussten häufig die Luft absaugen, weil in der Mitte des Kegels eine faulig stinkende Schicht angestochen wurde. Abschließend fingen an, die größeren Steine, die sich angesammelt hatten aus dem Brunnen zu ziehen.
Jörg hatte ein Metallsuchgerät mitgebracht und ständig den Abraum „abgehorcht“. Dabei entdeckte er 7 Münzen und Knöpfe sowie diverse Metallbeschläge. Das Gerät erwies sich als sehr effektiv!
Bild 32: Jörg Strahlendorf mit dem Metalldetektor
Bild 33: gefundene Münze von 1823
Bei einsetztendem, heftigen Dauerregen konnten wir beobachten, dass das Wasser mit 12 Stunden Verspätung aus den Sandsteinklüften des Brunnens drang. Große Wassermengen liefen an den Brunnenwangen herunter und bildeten in kurzer Zeit eine 50 cm tiefe „Pfütze“ auf der Sohle des Brunnens. Die Gelegenheit wurde genutzt, um die restlichen Sandsteine, die wir auf der Bühne gesammelt hatten, aus dem Brunnen zu ziehen. Dies wurde notwendig, weil die Bühne demnächst tiefer eingebaut werden muss, um ein sicheres Arbeiten zu ermöglichen.
Bild 34: die Funde des Wochenendes
Bild 35: Am 2.9.veröffentlichte das „Göttinger Tageblatt“ einen Artikel über die Brunnengrabung: „Wasserflaschen, Pfeifenköpfe und englische Knöpfe“
2. Oktober 2002
Der Niedersächsische Wissenschaftsminister Thomas Oppermann besuchte das Schloss, um sich die Ausgrabungen im Brunnen anzuschauen. Er wurde von uns Höhlenforschern zunächst am Balkon des Schlosses in die Abseiltechnik eingewiesen und hat sich anschließend ohne zögern in den Brunnen abgeseilt. Unten wurde ihm die Grabungstechnik erläutert. Auch das Aufseilen meisterte Herr Oppermann mit großem Geschick …eigentlich ein geborener Höhlenforscher!
Bild 36: Thomas Oppermann im Schlossbrunnen
Bild 37: aus: Goslarsche Zeitung vom 4.Oktober 2002
Im Band „Archäologie in Niedersachen- 2003“ erschien ein Artikel über unsere Brunnengrabungen
Bild 38: Im Band : Archäologie in Niedersachsen – Der historische Moment , 2003, (Isenseee Verlag, Oldenburg 2003, ISBN 3-89598-971-1) war ich Mitverfasser eines Artikels über die Brunnengrabung: „30 m unter Tage“
Außerdem gibt es einen Artikel von Hans-Georg Stephan: „Stadt Nienover- Untergang im Feuer“
Hier einige Bilder aus dem Jahr:
Bild 39: Dies dürfte eine der ältesten Zahnbürsten Niedersachsens sein.
Bild 40: Erhaltenes Brillenglas aus dem Brunnen.
Sommer 2004
Die Zukunft der Brunnengrabungen ist ungewiss, da das Land Niedersachsen das Schloss Nienover verkaufen möchte.
In diesem Jahr war das Schloss jedoch komplett für die Ausgrabungen in der Wüstung und im Brunnen angemietet. Lothar Türck war als Grabungsleiter für die Brunnengrabung zuständig und stellte ein Team von Lehrgräbern zusammen, dass sich während der Sommermonate ausschließlich dem Brunnen widmete. Durch die tägliche Förderung konnten nochmals große Mengen von Funden geborgen werden. Als Problematisch erwies sich ein großer Sandsteintrog der zutage kam. Es ist noch fraglich, wie er hochgezogen und über die Brüstung gehoben werden kann. Nach der Grabung musste das Schloss geräumt werden und wir können auch im laufenden Jahr 2005 nicht mehr am Brunnen arbeiten. Wir hoffen, dass der neue Besitzer Interesse an einer Weiterführung der Brunnengrabung hat.
Bild 41: Situation an der Sohle nach dem vorläufigen Abschluss der Grabungen.
Bild 42: Schwund ist immer: durch das dauernde leichte Scheuern des Seiles am Sandstein ist der äußere Mantel gerissen. Das Stahlseil ist durch die ständige Biegung an der gleichen Stelle in der Winde gebrochen. Zum Glück kam es zu keinen Unfällen!
Bild 43 – 45: Am Tag des offenen Denkmals stellte Lothar Türck die aufgearbeiteten Brunnenfunde in mehren Vitrinen aus.
Die Entwicklung seit 2004
Schloss Nienover wurde an eine Pferdezüchterin verkauft, die die Brunnengrabungen nicht mehr unterstützte. Ein Jahr später bauten wir unsere Einbauten wieder aus und der Brunnen wurde oben mit Styropor verschlossen.
Auf dem Außengelände der Wüstung Nienover wurde ein Haus original nachgebaut und ist zu besichtigen. Die Grabungen der Universität Göttingen mussten hier beendet werden und haben sich zur Wüstung Winnefeld im Solling verlagert. Auch hier unterstützte die ArGeKh die Archäologen.











































